Jerolim von Benko, 1892
Wie schon angedeutet, ist die Bevölkerung der Fremdenniederlassungen zu gutem Teile aus Chinesen bestehend. Während die Einwohnerzahl der umwallten chinesischen Stadt (bei schwankenden Angaben) nur etwa 125.000 betragen soll, erreicht die analoge Zahl, für die drei Fremdenniederlassungen zusammengenommen, an 170.500. Folgende näheren Angaben über die Zusammensetzung der nichtchinesischen Bevölkerung der Fremdenstadt Shanghais liegen uns vor; den vom Fregattenkapitän v. Spetzler berichteten Daten, welche auf dem Zensus von 1880 basieren, werden wir die neuesten auf dem Zensus von 1885 basierten Daten gegenüberstellen.
Im Jahre 1865 zählte man, unter Einschluss von 1851 Angehörigen der fremden Wehrmächte und 981 fremden Seeleuten, im ganzen 5589 Fremde in Shanghai. In den Jahren 1880 und 1885 zählte man in der vereinigten englisch-amerikanischen Niederlassung:
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Zensus
1880 |
Zensus
1885 |
Engländer |
1044 |
1453 |
Portugiesen |
285 |
457 |
Amerikaner |
230 |
274 |
Deutsche |
190 |
216 |
Spanier |
76 |
232 |
Franzosen |
41 |
66 |
Dänen |
32 |
51 |
Österreicher und Ungarn |
? |
75 |
Andere Europäer |
57 |
103 |
Japaner |
168 |
595 |
Andere Asiaten |
74 |
153,
worunter 58 Indier |
Im ganzen |
2197 |
3675 |
An dieser Zunahme partizipiert Honkew, oder der ursprünglich amerikanische Teil der Konzession, mehr als die eigentlich englische Niederlassung. Bezüglich der Fremden in der französischen Konzession fehlen nähere Daten über deren Nationalität; vorwiegend mag sie wohl französisch sein. Die Anzahl wird rund mit 350 im Jahre 1880, mit 400 im Jahre 1885 angegeben.
Interessant ist die Zusammensetzung der obigen Summenzahlen, nach Geschlecht
und Alter, im Vergleiche mit der analogen Zusammensetzung in früheren Jahren.
Während nämlich im Jahre 1870 die Totalsumme der Fremden (in den Konzessionen
nördlich von Yangkiagpang) in der Zahl von 1666 sich auf 1281 Männer, 218
Weiber und 167 Kinder verteilte, setzte sich die Summe von 2197 Personen im
Zensus des Jahres 1880 aus 1171 Männern, 502 Weibern und 524 Kindern zusammen.
Ebenso soll von 1880 bis 1885 eine bedeutende Zunahme des Anteiles eingetreten
sein, welcher auf Frauen und Kinder entfällt; die genauen Ziffern fehlen uns
leider. Diese Zunahme charakterisiert aber die Veränderung, die im Leben der
Fremden Shanghais Platz greift; sie zeigt, dass sich das Leben derselben dort
stabilisiert, und wenn jetzt weniger Zuzug einzelner Männer stattfindet, die
früher auf wenige Jahre dahinkamen, entweder unverheiratet, oder Weib und Kind
hinter sich lassend, um im Fluge Reichtümer zu erwerben, so können
andererseits gegenwärtig diejenigen, welche durch die jetzigen Verhältnisse
bei bescheidenem Gewinne zu längerem Ausharren gezwungen sind, unbedroht von
den früher oft gefährlichen Zuständen , während ihres Aufenthaltes im
großen Handelsemporium des Ostens, die Freuden und Segnungen des Familienlebens
genießen.