100 Schulen (bai jia)


 

Die klassische Periode der chinesischen Philosophie erstreckt sich von Konfuzius, 6. Jh. v. u. Z., bis zum Ende der Qin-Dynastie, 221 v. u. Z. Sie stimmt zeitlich mit ebenso kreativen und für die spätere Geistesgeschichte bedeutungsvollen Hochblüten in Indien und Griechenland überein. 

Die Philosophen und ihre Schulen waren zahlreich, sodass die chinesische Tradition von "hundert Schulen" spricht. Sima Tan  (bis 110 v. u. Z.) traf eine erste, später tradierte Einteilung der Philosophen in sechs Hauptgruppen. Liu Xin (46 v. u. Z. - 23) berücksichtigte in seiner Einteilung die Ursprünge der Schulen, die er innerhalb von Fachministerien für Astronomie, Bildung, Riten, Justiz und dem Archiv sah. Beide Einteilungen enthalten folgende Schulen:

Liu Xin fügte zwei weitere Schulen hinzu:

Han Fei bemerkt in seinem Kapitel "Glänzende Gelehrsamkeit" 显学 :

Konfuzius und Mozi folgten beide den Wegen von Yao und Shun. Ihre Vorgehensweisen waren unterschiedlich und doch behauptete jeder von sich, dem wahren Yao und Shun zu folgen. Yao and Shun werden nicht auferstehen -- wer soll also heute feststellen, ob die Konfuzianer oder die Mohisten die Wahrheit gesagt haben? Seit Yin und Zhou sind über siebenhundert Jahre vergangen, seit Yu und Xia mehr als zweitausend, und wir können die Richtigkeit der Aussagen von Konfuzianern und Mohisten nicht mehr feststellen. Um wie viel weniger können wir dann die Wege von Yao und Shun auslegen, welche dreitausend Jahre zurückliegen -- wir können uns über ihre Bedeutung in keinem Punkt sicher sein!

Grundsätzlich entziehen sich die Texte und selbst die Schulen auch heute endgültig sicherer Bestimmung. Sie sprechen aber vielfach so fundamental menschliche Fragen an, dass sie nun auch im Westen das Interesse von Experten und Laien wecken und deren Phantasie beflügeln.

Im 20. Jahrhundert wurden zunächst soziale, später auch ethnisch-kulturelle und regionale Unterschiede zwischen den Schulen herausgearbeitet. Errungenschaften der letzten Jahrzehnte sind zum einen auf die Analyse von neuen Ausgrabungen zurückzuführen, zum anderen bietet die EDV eine mächtige Hilfe bei der vergleichenden Auswertung von Textstellen.

Ab dem 5. Jh. v. u. Z. förderten die Fürsten Gelehrte verstärkt,  weil sie in ihren Auseinandersetzungen mit anderen Staaten auf Rat angewiesen waren. Sie boten gut bezahlte Stellungen und Ehrentitel. Im Staat Wei zum Beispiel förderte Fürst Wen unter anderem die Konfuzianer Zixia und Li Kui, welche als erste statistische Methoden in die Staatskunst einführten. Fürst Wu setzte fort. König Hui verlor in Folge schlecht geführter Kriege Land und Reichtum an Qi, Qin und Chu. Er machte es später mit Hilfe berühmter Männer wie Hui Shi, Menzius, vielleicht Zhuang Zhou, die er in Daliang um sich scharte, wieder wett. Manche dieser Gelehrten verließen seinen Nachfolger, König Xiang, und gingen zum charismatischeren König Xuan (319-301) von Qi.

Dieser hatte die von seinem Vater König Wei (357-320) gegründete Jixia Akademie, die nach dem Westtor der Hauptstadt benannt war, unter welchem sich ihre Mitglieder versammelten, zur höchsten Blüte gebracht. 76 Gelehrte disputierten frei unter ihrem Dach und erhielten dafür gute Gehälter und hohe Ehren. Manche gingen darin auf und entsagten gerne der Amtsmacht, aber andere hätten lieber die Einschränkungen desselben auf sich genommen und versucht, ihre Anschauungen zu verwirklichen.

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